Raufen, Laufen, Totstellen?
Es war innerhalb der langen Entwicklung der Säugetiere ein entscheidender Vorteil, sehr schnell auf potentiell gefährliche Situationen reagieren zu können. Deshalb hat sich die Gedächtnisstruktur der Amygdala herausgebildet, in der alle ängstigenden, zu meidenden Erfahrungen abgespeichert werden und die bei jedem neuen Reiz daraufhin abgefragt wird, ob Gefahr besteht. Eine solche Angst-Konditionierung gelingt nur bei intakter Amygdala. Sie hat Verbindungen zur sympathischen Aktivierung von Atmung, Kreislauf, Muskulatur etc., um blitzschnell Flucht oder Kampf zu ermöglichen.
1998 beschrieb der Wissenschaftler Le Doux in seinem Artikel die Funktion der Amygdala folgendermaßen: Wenn
einer unserer Vorfahren z.B. auf dem Waldboden eine Schlange sah oder etwas, was dem sehr ähnlich war, hatte er nicht die Zeit, um in aller Ruhe nachzudenken, ob es wirklich eine Schlange sei und
ob diese Art wohl giftig wäre – das hätte ihn mit hoher Wahrscheinlichkeit das Leben gekostet. Im Verlauf der Evolution hat sich daher bei Säugern der Mechanismus einer blitzschnellen
Vora-Bewertung mit Hilfe der Erfahrungen des Mandelkerns herausgebildet. Dazu erhält die Amaygdala eine Kopie aller eintreffenden Sinnesinformationen in Eiltempo. Als unser Vorfahr die Schlange
sah, ging sofort ein Impuls zum Mandelkern. Le Doux schreibt, dass diese Eilmeldung eine Information wie eine grobe Schwarz-Weiß-Kopie der Schlange zeigt, die unter Umgehung des Cortex sofort zum
Hirnstamm geschickt wird und dort sofort den Fluchtmechanismus aktiviert. Erst hinterher werden alle Informationen vom Großhirn verarbeitet und unser Vorfahr stellte vielleicht fest, dass es
keine Schlange war, sondern ein täuschend ähnlicher Ast. Wir kennen solche Gelegenheiten aus unserem Alltag auch, wenn wir uns erschrecken, instinktiv reagieren und erst hinterher durchdenken
können, was gerade geschah, wie z.B. in sozialen Konfliktsituationen oder im Straßenverkehr.
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