Somatisches Lernen zur Stressreduktion
In einer Studie wurde der Einsatz des körperbasierten Erfahrungslernens zur gezielten Stressreduktion untersucht. Stress wird körperlich wahrgenommen, aber über diese Wahrnehmung und die zugehörigen Körperreaktionen gehen wir in unserer Kultur beinahe regelmäßig hinweg, bis wir sie nicht mehr spüren. Dabei liefern die Körperreaktionen der Überforderung als somatische marker eigentlich die Informationen und Handlungsimpulse für die nötige Verlangsamung und Erholung. Deshalb können Stressbewältigungsprogramme nicht allein kognitiv ausgerichtet sein, wenn sie erfolgreich wirken sollen.
In dieser Untersuchung wurden Teilnehmer zur Stressreduktion in Bewusstheit durch Bewegung unterrichtet und ihr veränderter Umgang mit Stress danach erfragt und evaluiert. dabei kamen
standardisierte Interviews zum Einsatz. Als Ergebnis berichteten die Teilnehmerinnen über das gesteigerte Empfinden von Selbstwirksamkeit in Bezug auf den Umgang mit Stress sowie zu einer
Neubewertung der eigenen Handlungskompetenzen im Umgang mit Belastungen.
Einige Zitate der Teilnehmerinnen sollen das verdeutlichen: "Ja, genau, wenn es ruhig ist und man ist völlig konfrontiert mit sich selbst auf einmal. Das ist schon eine Herausforderung. Man
könnte sich auch einfach wieder ablenken und herumhibbeln, aber man kann sich dem auch stellen und sich da reinlassen und das auf sich wirken lassen, dass es dann ruhig ist und man nur auf seinen
Atem hört." Eine andere Teilnehmerin äußerte sich zu ihren Grenzen: "Ja, das war ein Lerneffekt, dass ich mir sage, ich gehe oft über meine Grenzen, und bei Feldenkrais brauche ich das
nicht, einfach so weit gehen, wie es nicht weh tut, und wie es gut für mich ist...." Ein weiterer wesentlicher Aspekt, nämlich die wirkliche Anwesenheit im eigenen Körper und seine Wahrnehmung
als Basis für das Verhalten, wurde von einer anderen Teilnehmerin beschrieben: "Das bedeutet für mich Abwesenheit von Stress, weil man direkt im Moment ist, in der Situationist, und das
bereitet mir oft Probleme, dass ich gar nicht richtig da bin..."
Veröffentlicht: Feldenkrais-Forum 3/2010, Autorinnen: S. Gloger und S. Herzog "Und das mache ich im Alltag jetzt manchmal auch"
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