Bewegen um zu lernen
Ich möchte diesen Blog beginnen, um in loser Reihenfolge Themen zu meiner Arbeit als Feldenkrais-Pädagogin und Beraterin vorzustellen. Das sind zum einen Grundlagen zur Methode, Fallbeispiele sowie neurobiologische und andere wissenschaftliche Grundlagen zu dieser Arbeit. Mich interessiert als Biologin von jeher, wie Lernen gelingt und wie weit dabei die Umwelt eine Rolle spielt.
Heute soll es um die Grundlagen der Bewegungspädagogik der Feldenkrais-Methode als psychosomatisches Lernverfahren gehen: Die Feldenkrais-Methode ist ein körper- und bewegungsorientierter Ansatz zur Förderung und Wiederherstellung von Lernfähigkeit und persönlichem Wohlbefinden.
Dies wird durch somatisches Lernen erreicht, weil kognitives Wissen allein nicht ausreicht, um stimmige Entscheidungen zu treffen. Ausgangspunkt ist die Fähigkeit des Menschen, lebenslang zu lernen. Über die Bewusstheit von Bewegung – das bewusste Wahrnehmen von Bewegungen – lernt man nicht nur die Motorik, sondern alle eigenen Fähigkeiten zu gebrauchen. Der menschliche Körper ermöglicht eine große Anzahl von Bewegungs- und Verhaltensmöglichkeiten. Die meisten dieser Bewegungen sind zu unwillkürlichen, dem Bewusstsein entzogenen Mustern geworden.
Aufgabe der Feldenkrais-Methode ist,
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diese Muster dem Schüler bewusst werden zu lassen
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und durch das Angebot und die Integration von Handlungsalternativen Veränderungen möglich zu machen.
Den Weg hierzu bieten bei „Bewusstheit durch Bewegung“ (Gruppen-Lektionen) bis ins Detail ausgefeilte Bewegungsabfolgen, durch die der Schüler verbal geführt wird. Veränderung wird nicht über den Bewegungsprozess an sich allein erreicht, sondern durch die Bewusstheit über den Prozess Der Unterschied zu anderen Methoden besteht in der Möglichkeit, die Organisation einer Handlung gezielt optimal zu lernen. Und das erklärt auch die außerordentliche Wirksamkeit dieser Methode.
Bei der Einzelarbeit „Funktionale Integration“ bewegt der Lehrer den Schüler und übermittelt auf diese Weise Bewegungsinformation, die das Nervensystem des Schülers aufnimmt und im Gehirn verarbeitet. Dieser Lernprozess findet nicht wie akademisches Lernen im herkömmlichen Sinne statt, sondern es ist ein forschender, experimenteller Vorgang, welcher unter Einbeziehung aller Sinne stattfindet. Das ist eine Wiederaufnahme derjenigen Lernform, durch die die gesamte kindliche Sinnes- und Gehirnentwicklung (sensorische Integration) erfolgt.
Die harmonische Zusammenarbeit aller Sinne ist die Voraussetzung für eine ungestörte Bewegungs- und Persönlichkeitsentwicklung. Neben dieser spielerischen, nicht absichtsgebundenen Lernform bedarf es vor allem der Fähigkeit, Unterschiede zwischen alternativen Erfahrungen und Empfindungen wahrzunehmen. Damit wird die Auswahl der optimalen unter mehreren Handlungsalternativen möglich.
Gleichzeitig mit dem Lernen von Bewegungsfunktionen kommt es bei beiden Formen der Feldenkrais-Methode zu einer intensiven Einwirkung auf das parasympathische vegetative Nervensystem. D.h., der Muskeltonus sinkt, es erfolgt eine tiefe vegetative Entspannung als Voraussetzung für Reizaufnahme und –verarbeitung im Nervensystem, für die Regenerationsfähigkeit und für jegliche geistige Leistungsfähigkeit.
Das ermöglicht:
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eine ruhige, konzentrierte Aufmerksamkeit, wache Differenzierungsfähigkeit,
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sehr genaues sensorisches feedback (Selbstwahrnehmung, Bewusstheit),
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hohes Lernvermögen, aktives Vorstellungsvermögen (Kreativität),
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gute feinmotorische Bewegungskoordination sowie
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Wohlbefinden und Motivation zum Lernen
Mit ihrer Fähigkeit auf das vegetative Nervensystem einzuwirken, ermöglicht die Feldenkrais-Methode eine gezielte Reduktion von Stressbelastungen, durch die Wiederherstellung des Gleichgewichts zwischen sympathischen (Selbsterhaltungsfunktionen) und parasympathischen (Erholungsfunktionen) Nervensystem. Im Alltagsleben, je nach Stessbelastung, ist das Gleichgewicht weit einseitig zugunsten sympathischer Dominanz verschoben und oft vom Organismus nicht mehr selbst regulierbar. Die Folgen sind: nicht mehr abschalten können, Bluthochdruck und Infarktrisiko, Gastritis, Schlafstörungen, etc.
Durch die Bewegungen der Feldenkrais-Methode kann das Gleichgewicht im vegetativen Nervensystem langfristig willentlich beeinflusst und damit wieder selbst reguliert und ausgeglichen werden.
Dies bewirkt Veränderungen im gesamten Selbstbild, d.h. es verstärkt sich ein Gefühl
von Handlungsfähigkeit und Kompetenz, von Zufriedenheit und Selbstvertrauen.
Durch die Einheit von Körper und Psyche schlagen sich sämtliche positiven Veränderungen, die der Schüler durch die Feldenkrais-Methode erfährt, auch in einer Entwicklung der inneren Einstellung zu sich selbst und zur Umgebung nieder.
Über die Bewusstheit durch Bewegung wird auch SelbstBewusstheit erreicht, über die Erkundung von Bewegungsalternativen werden Handlungsalternativen überhaupt entwickelt.
„Wir handeln dem Bilde nach, das wir uns von uns machen“ (Dr. M. Feldenkrais)
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