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Berührung, die einen Unterschied macht

Feldenkrais als somatopsychische Lernemthode des autonomen Nervensystems zur Regulation von Stress, für Regeneration und Gleichgewicht

Feldenkrais als somatopsychische Lernmethode – was ist das?

Die Feldenkrais-Methode ist eine anerkannte körperverhaltenstherapeutische Methode zur Gestaltung von Lernprozessen und Erfahrungen im Bereich Bewegung und Bewegungsgewohnheiten. Ziel der Feldenkrais-Arbeit ist es, Klienten zu befähigen, ihre Bewegungs- und Haltungsprobleme, körperlichen und psychischen, oft psychosomatischen Beschwerden zu verringern, indem sie Handlungsalternativen für ihre Bewegungsgewohnheiten erproben und die am besten geeignetsten in ihren Alltag übernehmen. Ziele der Methode sind die Verbesserung, Zunahme, Erweiterung, Erleichterung von Selbstvertrauen, Lernvermögen, Handlungskompetenz, Leistungsfähigkeit, Eigenwahrnehmung sowie die Erweiterung des Selbstbildes und Körperschemas.

Es ist eine Lernmethode anhand körperlicher Bewegung. Vordergründig bewegen wir uns in den Lektionen dieser Arbeit. Auch sind positive Wirkungen für unsere Bewegungsorgansisation zu erwarten. Es geht aber um weit mehr. Im Vordergrund unseres Tuns stehen Empfindung und Wahrnehmung einer Bewegung, ihre Planung und das Spüren, wie wir sie realisieren. Die Suche nach Verbesserung und die Reflexion darüber, wie und mit welcher Qualität wir unsere Versuche gestalten, stehen stärker im Vordergrund, als die Bewegung selbst. Es geht mehr um das „wie“ als um das „was“.

Es ist ein somatopsychisches Lernverfahren, das mit der Bewegung als Grundlage jeglichen menschlichen Handelns und Tuns arbeitet., ein bewegungspädagogisches Konzept zur Verbesserung kognitiv-neuronaler Funktion, bei dem die Fähigkeit des menschlichen Lernens im Vordergrund steht. Die Beschäftigung mit den eigenen Bewegungen führt zu grundlegenden Einsichten in Ursachen eigener Bewegungs- und Verhaltensgewohnheiten. Wichtige Zusammenhänge lassen sich leichter klären und verstehen, wenn sie nicht nur abstrakt-rational erörtert, sondern körperlich-emotional erlebt und erforscht und erst anschließend mental verarbeitet werden. Durch den körperlich-emotionalen Lernprozess der Feldenkrais-Arbeit werden Veränderungen im Verhalten, in inneren Anschauungen, Bildern und Identitäten sehr tief gegründet. Die neuen Handlungsoptionen am Ende einer Feldenkrais-Lektion werden automatisch benutzt. Daher sind sie dauerhaft, situationsübergreifend, tief emotional-körperlich im Erfahrungsgedächtnis verankert. In diesem Sinne unterrichtet die Feldenkrais-Arbeit nicht abstraktes kognitives Wissen sondern Kompetenzen, insbesondere allgemeine Problemlösungs- und Entscheidungs-Kompetenz sowie aktive Selbstregulation.

Die bewusste Tätigkeit des Gehirns wird darin geschult, die zumeist unbewussten Tätigkeiten des Nervensystems, die jedoch bewusster Wahrnehmung zugänglich sind, mit Bewusstheit zu erleben. Oder mit den Worten der Neurophysiologie ausgedrückt: Die neokortikale Aktivität schult sich in bewusster Wahrnehmung und Lenkung der überwiegend subkortikalen motorischen und emotionalen Aktivitäten des Nervensystems. Beobachtung, Erforschung und Verbesserung von Bewegung sind Mittel auf dem Weg einer bewussteren, freieren und kreativeren Gestaltung der Körperbewegung und des ganze Selbst. Mit dem Verändern von Bewegungsmustern lösen sich gleichzeitig damit verbundene Empfindungsmuster auf.

Die Einzelarbeit, Funktionale Integration, ist eine über die Hände geführte Form taktiler Kommunikation“ Einzelstunden in Funktionaler Integration sind jeweils ganz spezifisch auf die besonderen Bedürfnisse jeder einzelnen Person ausgerichtet. Dabei bewegt der Lehrer den Schüler. Er übermittelt auf diese Weise Bewegungsinformation, die das Nervensystem des Schülers aufnimmt und im Gehirn verarbeitet. Dadurch kommt es auch hier zur sensomotorischen Reorganisation und anschließend zur funktionalen Integration der neuen Bewegungserfahrungen.

Auszug aus der Masterarbeit im Studiengang Systemische Soziale Arbeit an der Hochschule Merseburg, 2011: "Feldenkrais meets Systemik - Körperpotenziale in der Systemischen Arbeit"

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